Mind the City! Kollaborative Exploration städtischer Umwelten anhand psychischer Gesundheiten*
„Mind the City! Kollaborative Exploration städtischer Umwelten anhand psychischer Gesundheiten*“ ist ein interdisziplinäres, partizipativ-kollaborativ ausgerichtetes Forschungsprojekt. Die Durchführung der Forschung erfolgt durch Mitarbeiter*innen des Instituts für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität zu Berlin sowie der Versorgungsforschung an der Medizinischen Hochschule Brandenburg. Menschen mit Krisen- und/oder Psychiatrieerfahrungen sowie unterschiedlichen Diskriminierungserfahrungen sind Teil des Forschungsteams.
Das Forschungsprojekt hat seinen Ausgangspunkt in einem Berliner Bezirk und verfolgt einen akteurs- sowie einen raumzentrierten Forschungsansatz. Im wechselseitigen Bezug beider Ansätze soll übergreifend besser verstanden werden, wie das Leben in (Groß)Städten und mentale Gesundheit zusammenhängen. Ziel ist es, eine möglichst große Bandbreite von Perspektiven zu erfassen, um die potenziellen (negativen wie positiven) Auswirkungen urbanen Lebens analysieren zu können. Ausgangspunkt der Forschung ist ein Berliner Bezirk.
Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen mit dem Projekt auch Ideen und Empfehlungen darüber entwickelt werden, was es (unterschiedliches) braucht, damit Menschen mit und ohne Krisen- und/oder Psychiatrieerfahrungen ihr Leben in der Stadt gut bewältigen können.
Akteurszentrierter Ansatz
Der akteurszentrierte Ansatz fokussiert die Alltagsgestaltung von Menschen mit Krisen- und/oder Psychiatrieerfahrungen in der Stadt und analysiert diese qualitativ.
Es wird danach gefragt, wie Menschen mit Krisen- und/oder Psychiatrieerfahrungen ihren Alltag bewältigen und welche psychiatrischen Versorgungsangebote sowie außerpsychiatrischen sozialen Angebote sie nutzen (oder auch nicht). Zusätzlich geht es darum, wie sie und ihr soziales Umfeld psychische Gesundheit sowie psychische Herausforderungen verstehen und damit umgehen.
Um diesen Fragen nachgehen zu können, forschen wir mit unterschiedlichen ethnografischen Methoden (Interviews, teilnehmende Beobachtung, go-alongs, Mental Maps, Photo Voice) mit (1) Menschen mit Krisen- und/oder Psychiatrieerfahrungen mit und ohne Kontakt zum psychiatrischen Versorgungssystem, (2) Interessenvertreter*innen im Rahmen der Selbsthilfe, (3) (bezirklichen & überbezirklichen) Mitarbeiter*innen im/mit Bezug zum Feld der psychischen Gesundheit (bspw. aus Verwaltung oder von sozialen Trägern, etc.) sowie (4) weiteren Personen aus der sozialen Infrastruktur (z.B. Café-Besitzer*innen, Supermarkt-Verkäufer*innen, etc.) in einem Berliner Bezirk.
Raumzentrierter Ansatz
Mit dem raumzentrierten Ansatz möchten wir herausfinden, wie der Alltag in einer Berliner Straße abläuft und dort das Zusammenleben funktioniert. Dadurch wollen wir herausarbeiten, welche Aspekte sich positiv oder negativ auf das Wohlbefinden von Anwohner*innen und Straßennutzer*innen auswirken.
Zentrale Fragen sind:
- Welche Menschen nutzen die Straße wie und auf welche infrastrukturellen Elemente greifen sie weshalb zurück?
- Wo und wie kommen Menschen in der Straße in Kontakt und welche Formen von Beziehungen bilden sie zueinander aus?
- Wie wohl fühlen sich die Menschen in der Straße?
- Wie sind die Menschen emotional gestimmt und wie überträgt sich die Stimmung im Alltag?
- Welche Eigenschaften der Straße werden von den Straßennutzer*innen als besondere Belastungen empfunden, welche als besondere Ressourcen?
- Wie werden Sicherheit und Hilfsbereitschaft für beziehungsweise gegenüber welchen Personengruppen bewertet?
- Wie werden die thematisierten Zusammenhänge von Akteur*innen aus der Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gewusst, bearbeitet und verhandelt?
Um Antworten auf unsere Fragen zu finden, führen wir qualitative Interviews mit:
Anwohnenden der Straße; Mitarbeiter*innen und Besitzer*innen von Ladenlokalen und sozialen Einrichtungen in der Straße; Straßennutzer*innen, die selbst nicht in der Wildenbruchstraße wohnen; Personen aus der bezirklichen Verwaltung und den Senatsverwaltungen sowie (Lokal-) Politiker*innen, die mit der Straße und/oder den uns interessierenden Zusammenhängen beschäftigt sind; Wissenschaftler*innen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen, die zu den uns interessierenden Zusammenhängen forschen/arbeiten.
Die Forschung mit unterschiedlichen Akteur*innen, die unsere Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, stellt ein Grundprinzip unserer Forschung dar. Auf Grundlage der Ergebnisse der qualitativen Forschung werden weitere experimentelle Forschungsmethoden entwickelt und ausprobiert, um eine möglichst große Bandbreite an Perspektiven abzubilden.
Mitarbeitende
Projektleitung
Forschung
Kiana Ghaffarizad
Bente Sachs
Valeria Liedtke
Vorträge
Patrick Bieler (2022): Urban mental health beyond social relationships? Encountering as a heuristic for co-laborative interdisciplinary engagements between anthropology and psychiatry. Vortrag bei: Politics of Psychic Life. Culture and Community Mental Health Speakers Series, McGill University, Montréal.
Patrick Bieler (2022): Nachbarschaft in Begegnung und Bewegung: Konzeptionen einer relationalen Anthropologie von urbaner psychischer Gesundheit. Vortrag bei: Workshop „Netzwerk kulturwissenschaftliche Stadtforschung“, Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien.
Organisierte Panels
Patrick Bieler, Milena Bister, Tomás Sanchéz Criado (2021): Ecologies of daily living. Panel bei: Chronic Living. quality, vitality and health in the 21st century. an international conference. University of Copenhagen.
Patrick Bieler, Milena Bister, Tomás Sanchéz Criado (2021): Environ|Mental Urbanities: Problematizing ‘the Mental’ and ‘the Urban’ in Ethnographic Inquiry. Panel bei: 4S Toronto.