Arbeit & Digitalität
Digitale Technologien lassen kaum einen gesellschaftlichen Bereich unberührt. Unser zentrales Anliegen ist es zu verstehen, wie sich in diesem Prozess menschliche Handlungsweisen und Alltagspraktiken, Kulturen und Lebensstile rekonfigurieren und neue Formen sozialer Kooperation und gesellschaftlicher Arbeitsteilung entstehen. Digitale Infrastrukturen – von digitalen Plattformen bis zu Rechenzentren, von neuronalen Netzen bis zu Unterseekabeln –, die die globale Zirkulation von Daten und Waren ermöglichen und zunehmend strukturieren, sind eingebettet in politische, ökonomische und kulturelle Kontexte und historisch gewachsene Machtverhältnisse. Digitalität ist immer umkämpft, von Ungleichzeitigkeiten und Widersprüchen durchzogen.
Der Wandel der Arbeit spielt dabei eine Schlüsselrolle. Hier trifft die Ausbreitung digitaler Technologien auf längerfristige Transformationsprozesse des Kapitalismus. Dazu gehören die Flexibilisierung und Vervielfältigung von Arbeit, die Ausbreitung irregulärer und kontingenter Arbeit sowie neue globale Arbeitsgeographien. Wir untersuchen die Arbeit mit, an und hinter digitalen Technologien und Infrastrukturen im Zuge von Automatisierungsprozessen und zeigen, was sich "hinter" künstlicher Intelligenz verbirgt, wie Arbeit und soziale Reproduktion verteilt und praktiziert werden. Dabei konzentrieren wir uns auf neue Praktiken digitaler Mobilität und Arbeitsmigration sowie auf die Rekonfiguration rassistischer Kategorisierungspraktiken und Regierungstechnologien. Zentral ist dabei eine globalanthropologische Perspektive, die sowohl politische Ökonomien und ihre geopolitischen Konstellationen in den Blick nimmt als auch ethnographische Beschreibungen der sich verändernden Lebenswelten von Menschen liefert.